Lymphödem ist ein Begriff, der verwendet wird, um die Ansammlung von proteinreicher Flüssigkeit (Lymphe genannt) in einem bestimmten Teil des Körpers zu beschreiben, die zu einer Schwellung der betroffenen Bereiche führt. Das Lymphsystem besteht aus einem Netzwerk von Lymphgefässen, Lymphknoten und anderem Lymphgewebe. Es ist Teil des Kreislauf- und Immunsystems und sowohl für den Transport der Lymphe als auch für die Immunfunktion des Körpers von entscheidender Bedeutung. Ein Lymphödem tritt entweder auf, weil das Lymphsystem nicht richtig funktioniert, oder weil es einfach zu viel Flüssigkeit gibt, als dass ein normales Lymphsystem es verarbeiten könnte.
Traditionell gibt es zwei Arten von Lymphödemen, das primäre und das sekundäre. Ein primäres Lymphödem tritt als Folge angeborener Anomalien des Lymphsystems auf. Symptome können von Geburt an vorhanden sein oder später im Leben auftreten. Ein sekundäres Lymphödem tritt aufgrund einer Schädigung eines zuvor intakten Lymphsystems auf. Eine häufige Ursache für sekundäres Lymphödem ist Krebs oder seine Behandlung.
Ein Lymphödem ist nicht einfach zu diagnostizieren, da manchmal erst nach vielen Jahren erste Symptome auftreten. Trotzdem ist es wichtig, so schnell wie möglich eine genaue Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Zudem gibt es das sogenannte „Stemmer’sche Zeichen“, benannt nach seinem Erstbeschreiber Robert Stemmer. Dabei handelt es sich um eine Diagnosemethode, die das Anheben der Hautfalten an der zweiten oder dritten Zehe vorsieht (beim Arm beim zweiten oder dritten Finger). Lässt sich die Hautfalte nicht anheben und ist sie stark verdickt, ist das Stemmer’sche Zeichen positiv und es liegt grundsätzlich ein Lymphödem vor. Bei negativem Zeichen kann in seltenen Fällen trotzdem ein Lymphödem existieren.
Konsultieren Sie jedenfalls einen Arzt für eine korrekte Diagnose, und besprechen Sie ein positives Stemmer-Zeichen mit ausgebildetem Fachpersonal. Erst, wenn die Diagnose eindeutig feststeht, kann das Stadium des Lymphödems ermittelt werden.
Die Diagnose eines Lymphödems erfordert die Beurteilung durch einen Arzt, der eine fachliche Ausbildung in der Beurteilung eines Lymphödems und seiner Behandlung erhalten hat. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um eine rechtzeitige Behandlung zu ermöglichen. Die Aufklärung über Risikoreduzierung bei Lymphödemen ist auch wichtig für Personen, die einem Risiko für die Entwicklung eines sekundären Lymphödems ausgesetzt sind. Siehe auch Lymphödemdiagnose.
Nach einer genauen Diagnose kann das Lymphödem in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Während es eine Reihe von verschiedenen Staging-Systemen gibt, die international Anwendung finden, wird das Lymphödemsystem der International Society of Lymphology (ISL) am häufigsten verwendet. Diese ist in der folgenden Auflistung, adaptiert nach dem Lymphoedema Framwork 2006, dargestellt:
Ein subklinischer Zustand, bei dem trotz gestörtem Lymphtransport keine Schwellung erkennbar ist. Dieses Stadium kann Monate oder Jahre dauern, bevor ein Ödem erkennbar wird.
Dies stellt einen frühen Beginn des Zustands dar, in dem sich Gewebe ansammelt. Flüssigkeit, die mit der Anhebung der Gliedmassen nachlässt. Das Ödem wird durch eine Dellenbildung bei Druck charakterisiert.
Das Anheben der Gliedmassen allein verringert selten die Schwellung. Dellenbildung bei Druck ist erkennbar.
Es entsteht eine Delle bei punktueller Druckausübung (Daumendruck in Hautschwellung), wenn eine Gewebefibrose deutlicher zu erkennen ist.
Das Gewebe ist hart (fibrotisch) und Dellenbildung bei Druck fehlt. Hautveränderungen wie Verdickung, Hyperpigmentierung, erhöhte Hautfalten, Fettablagerungen und warzige Überwucherungen
Das Lymphödem ist zwar eine chronische Erkrankung, die zu diesem Zeitpunkt nicht geheilt werden kann, allerdings gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten. Die Behandlungspläne sollten ganzheitlich, multidisziplinär und koordiniert sein. Ziel der Lymphödembehandlung sollte es sein, den Lymphfluss zu optimieren, Schwellungen zu reduzieren (und den neuen Zustand zu erhalten) und den Hautzustand zu verbessern. Durch die Erreichung dieser Ziele wird auch das Risiko einer Wundrose (auch Erysipel genannt) reduziert.
Während ein leichtes Lymphödem mit Bewegung, Hautpflege und Kompressionsstrümpfen behandelt werden kann, kann ein fortgeschritteneres Lymphödem eine "Komplexe Physikalische Entstauungstherapie" (KPE) erfordern. Die KPE gilt als der "Goldstandard" der Lymphödembehandlung und besteht aus einer ersten reduktiven Phase, gefolgt von einer Erhaltungsphase.
Zusätzliche Behandlungen können intermittierende pneumatische Kompressionstherapie (IPC), Laser oder Lymphtaping beinhalten. Für die Behandlung des Lymphödems stehen auch eine Reihe von Eingriffen zur Verfügung, die alle eine langfristige postoperative Kompressionstherapie erfordern.
Für eine erfolgreiche und umfassende Lymphödemtherapie konsultieren Sie bitte einen Facharzt (eine Auswahl finden Sie etwa hier: https://www.gfmlv.at/lymphologisch-taetige-aerzte) , oder eine der Lymphkliniken in Österreich. Diese können Sie dann nach erfolgreicher Entstauungstherapie ins Selbstmanagement mit der passenden Kompressionsversorgung begleiten.
Lymphoedema Framework. Best Practice for the Management of Lymphoedema. International consensus. London: MEP Ltd, 2006.